Taktische Periodisierung: Das Geheimnis eines jeden Fußballtrainers
10. SEPTEMBER 2020
In früheren Blogs haben wir verschiedene Periodisierungsmodelle für Fußballteams besprochen. Das Modell von Raymond Verheijen war eines der diskutierten Periodisierungsmodelle. Obwohl dieses Periodisierungsmodell leicht zu verstehen und umzusetzen ist, hat es auch einige Nachteile. Einer dieser Nachteile besteht darin, dass der Fokus jeweils nur auf einem physischen Aspekt liegt (für zwei aufeinanderfolgende Wochen). Da der Gesamtzyklus aus 3 Blöcken besteht, bedeutet dies, dass jeder physische Aspekt nur einmal alle sechs Wochen gezielt wird. Da jedoch eine Spitzenleistung im Spiel eine Kombination verschiedener physischer Aspekte erfordert, könnte man sich fragen, ob die Konzentration auf nur einen physischen Aspekt während der Woche die optimalste Vorbereitungsmethode ist. Daher werden wir in diesem Blog ein Periodisierungsmodell besprechen, das diesen Nachteil des Raymond Verheijen-Modells überwindet: die taktische Periodisierung.
WAS IST TAKTISCHE PERIODISATION?
„Taktische Periodisierung ist eine Periodisierungsmethode, die von Vitor Frade entwickelt wurde und von Fußballtrainern wie Jose Mourinho und André Villas-Boas angewendet wurde. Eine der wichtigsten Prinzipien der taktischen Periodisierung besteht darin, die Ansicht in Frage zu stellen, dass die vier Hauptaspekte des Spiels (technisch, taktisch, physisch und psychologisch) gleich wichtig sind und getrennt trainiert werden sollten, wie in Abbildung 1 dargestellt.“
Abbildung 1: Betrachtung von 4 verschiedenen Aspekten als gleich wichtig
Die taktische Periodisierung sieht das Spiel eher als natürliche Chaossituation, in der zwei Teams versuchen, das Ergebnis des Spiels aufgrund bestimmter vorab festgelegter Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen (d.h. Taktiken des Teams) zu beeinflussen. Da die Taktik im Spiel eine so wichtige Rolle spielt, legt dieses Modell den Schwerpunkt auf das Training taktischer Prinzipien gegenüber den anderen Aspekten. Dieses Modell hebt jedoch auch hervor, dass die Spieler optimal auf ein Spiel vorbereitet werden sollten, indem Übungen den Anforderungen des Spiels ähneln. Daher sollten Übungen, obwohl die Taktik die wichtigste Rolle bei der Gestaltung einer Übung spielt, gleichzeitig auch technische, physische und psychologische Aspekte auslösen (Abbildung 2).
Abbildung 2: Die 4 verschiedenen Aspekte nach der taktischen Periodisierung
Arbeitslastverteilung mit taktischer Periodisierung
Obwohl wir verschiedene Aspekte der taktischen Periodisierung besprechen können, konzentrieren wir uns in diesem Blog hauptsächlich auf die Verteilung der Trainingsbelastung über die Woche. Dazu werden wir den bevorzugten Belastungstyp für jeden Wochentag erörtern. In diesem Modell werden die Wochentage relativ zu den Spielen ausgedrückt (z.B. SP+1, SP-4 usw.). Im folgenden Beispiel diskutieren wir eine normale Woche mit einem Spiel am Samstag und dem nächsten Spiel ebenfalls am Samstag.
SPIELTAG +1 & +2: KÖRPERLICHE UND MENTALE ERHOLUNG
Wie andere Periodisierungsmodelle betont auch die taktische Periodisierung die Bedeutung der Erholung nach dem Spiel. Allerdings legt die taktische Periodisierung nicht nur Wert auf die physische Erholung nach einem Spiel. Dieser Ansatz besagt, dass Spieler in der Lage sein müssen, abzuschalten, ihre Gedanken zu klären und sich mental auf eine neue Trainingswoche vorzubereiten. Daher ist am ersten Tag nach einem Spiel keine Trainingseinheit geplant, und die Spieler sollten einen freien Tag genießen. Am zweiten Tag nach dem Spiel ist ein aktiver Erholungstag geplant.
Während dieser Trainingseinheit absolvieren die Spieler leichte Übungen (sowohl physisch als auch mental), da sie sich immer noch von ihrem letzten Spiel erholen und für die nächste physische Trainingseinheit in der Woche bereit sein sollten.
SPIELTAG -4: FOKUS AUF DAS NÄCHSTE SPIEL
Am dritten Tag nach dem Spiel (oder SP-4) verschiebt sich der Fokus darauf, die Spieler auf das neue Spiel vorzubereiten. An diesem Tag liegt ein stärkerer Schwerpunkt auf dem physischen Aspekt der Stärke. Dies bedeutet, dass Übungen von kurzer Dauer mit vergleichsweise langen Pausen durchgeführt werden. Sie werden auf kleinen Spielfeldern absolviert und konzentrieren sich auf taktische Aspekte in kleineren Gruppen: auf individueller Ebene, auf Gruppenebene (Spieler, die eng beieinander spielen, z.B. Außenverteidiger und Flügelspieler) oder auf sektorieller Ebene (z.B. Mittelfeldspieler). Die taktischen Aspekte, auf die ein Trainer sich konzentrieren möchte, sollten mit der Spielidee des Trainers in Beziehung stehen und sollten sich noch nicht auf den nächsten Gegner konzentrieren.
SPIELTAG -3 UND SPIELTAG -2: HOHE ANFORDERUNGEN
Am Tag -3 vor dem Spiel ist die Komplexität (Chaos) der Übungen am höchsten, und die wichtigste physische Komponente ist die Ausdauer. Dies bedeutet, dass die Übungen von längerer Dauer sind und große Spielfelder sowie viele Spieler umfassen (z.B. 10 gegen 10). An diesem Tag kann der Trainer auch einen taktischen Plan für den nächsten Gegner einführen.
Am Tag -2 liegt der physische Schwerpunkt auf der Schnelligkeit. Dies bedeutet, dass die Übungen nicht nur auf die körperliche Schnelligkeit abzielen, sondern auch auf die geistige Schnelligkeit. Daher sollten die Übungen weniger Platz bieten, um sicherzustellen, dass die Spieler nur begrenzte Zeit zum Nachdenken haben, bevor sie eine Entscheidung treffen. Da jedoch nur noch 48 Stunden bis zum nächsten Spiel verbleiben, ist es wichtig, die Spieler nicht zu überlasten. Daher sind die Übungen von kurzer Dauer, und es sollte ausreichend Erholungsphasen geben. Wenn Sprintübungen an diesem Tag durchgeführt werden sollen, sollten sie in gerader Linie erfolgen und keine Richtungswechsel beinhalten.
SPIELTAG -1: DETAILS FÜR DAS SPIEL
Der letzte Tag vor einem Spiel konzentriert sich auf die letzten Details für das nächste Match und stellt sicher, dass die Spieler vollständig erholt sind (physisch und emotional). Ein Trainer wird sich auf eine spezifische Spielsituation konzentrieren (z.B. Standardsituationen), aber die Dauer der Intervalle sollte kurz sein, mit einer langen Erholungszeit. Die Größe des Spielfeldes wird reduziert, um sicherzustellen, dass die Spieler schnell reagieren müssen und nicht zu große Entfernungen zurücklegen müssen (was die Ermüdung erhöhen würde). Eine Übersicht über die ganze Woche finden Sie in Tabelle 1.
TABELLE 1: ÜBERSICHT ÜBER DEN WOCHENPLAN NACH TAKTISCHER PERIODISIERUNG
Was aus dem Wochenplan dieser Woche deutlich wird, ist die Interaktion zwischen den technischen, physischen, psychologischen und taktischen Aspekten. Dieser Ansatz betont, dass diese Aspekte nicht getrennt trainiert werden sollten. Vielmehr sollten Übungen mehrere Aspekte einbeziehen, um den Anforderungen des Spiels so nahe wie möglich zu kommen und somit so spezifisch wie möglich zu trainieren. Darüber hinaus legt dieser Ansatz auch Wert auf die Verbindung zwischen dem physischen und mentalen Zustand der Spieler. Wenn ein Erholungstag geplant ist, geschieht dies nicht nur aus physischen Gründen, sondern auch die mentalen Aspekte sind ebenso wichtig.
ABSCHLUSS
Spiele sind von Natur aus chaotisch, und Teams versuchen, das Ergebnis des Spiels mit einem taktischen Plan zu beeinflussen. Da die Taktik eine so wichtige Rolle für das Ergebnis des Spiels spielt, priorisiert die taktische Periodisierung den taktischen Aspekt über die anderen Aspekte des Spiels (technisch, physisch und psychologisch). Dies bedeutet, dass Übungen ausgewählt werden, die mit dem taktischen Plan des Trainers übereinstimmen, aber dass sie auch die anderen Aspekte (technisch, physisch und psychologisch) enthalten sollten, um so spezifisch wie möglich für das Spiel zu trainieren. Bei der Analyse der Verteilung der Belastung über die Woche hinweg sehen wir ein wellenförmiges Muster für die mentalen und physischen Aspekte, wobei die höchste Belastung in der Mitte der Woche geplant ist. Dies entspricht anderen Modellen, die wir zuvor besprochen haben.